Schriftanalysen

Eine kleine Auswahl an graphologischen Beispiel-Schriftanalysen von bereits verstorbenen Menschen vermittelt im Folgendem dem Leser einen Eindruck von der Beschaffenheit.

Handschriftanalyse Friedrich Nietzsche

Tätigkeit: Dozent, Autor, Philosoph

Analysierte Schriftprobe: Brief vom 22. September 1886

Alter zur Zeit der Schriftprobe: 42 Jahre

Graphologische Analyse für Friedrich Nietzsche

Ein starker Wille bringt zielgerichtet und sehr differenziert-detaillierte Leistungen hervor. Seine geistigen Fähigkeiten zeichnen sich durch ein bemerkenswertes Abstraktionsvermögen, Originalität, große Bewusstheit, Gestaltungs- und Wirkkraft aus. Dem Schreiber ist ein nicht zu übertreffender Scharfsinn und Esprit eigen. Ehrgeizig versucht er seinem Leistungsanspruch gerecht zu werden. Der Leistungsehrgeiz ist nicht selten so hoch, dass er sich überfordert und seine Reserven bis zuletzt ausschöpft.
Das Kompromisslose sowie die Kritiklust zeigen sich deutlich in der Schrift und können ihn zu einem heftigen Opponenten gegenüber seiner Umwelt werden lassen. Dies kann z.B. in radikalen Alles-oder-nichts-Standpunkten zum Ausdruck kommen und als eine Wirkung dessen gesehen werden, dass er sich in die ihn umgebenden Menschen und deren Leben nur schwer einfühlen kann. Bei dem Schreiber findet sich eine Hilflosigkeit im Umgang mit emotional-zwischenmenschlichen Situationen und der Konfliktlösung in diesem Bereich: Bei der geringsten Unsicherheit oder bei dem kleinsten Misstrauen zieht er sich sofort zurück. So kommt es, dass er es bevorzugt, unabhängig und autark zu sein, sich von nichts und niemandem etwas sagen zu lassen, sich an nichts zu binden – vor allem nicht im intimen Bereich. Der Schreiber hat Angst davor, enttäuscht zu werden, Angst vor Nähe und Hingabe an das Du. Um sich damit nicht auseinandersetzen zu müssen, strebt er nach Selbstbehauptung, emotionaler Unabhängigkeit und widmet sich mehr dem überpersönlich-geistigen Bereich, in dem er hervorragende Leistungen erzielen kann.

Zitate von Friedrich Nietzsche

Willst du das Leben leicht haben, so bleibe immer bei der Herde.

Schweigen ist ein Einwand, Hinunterschlucken macht notwendig einen schlechten Charakter – es verdirbt selbst den Magen. Alle Schweiger sind dyseptisch.

Man sieht, ich möchte die Grobheit nicht unterschätzt wissen, sie ist bei weitem die humanste Form des Widerspruchs und, inmitten der modernen Verzärtelung, eine unserer ersten Tugenden.

Hat man Charakter, so hat man auch ein typisches Erlebnis, das immer wieder kommt.

Wer sich stets zu viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was hart macht!

Handschriftanalyse von Thomas Bernhard

Tätigkeit: Schriftsteller

Analysierte Schriftprobe: Brief an Hilde Spiel vom 2. März 1971

Alter des Schreibers zur Zeit der Schriftprobe: 40 Jahre

Graphologische Analyse für Thomas Bernhard

In der vorliegenden Schrift überwiegt das erlebnisgebundene Denken und Vorstellen das abstrakte Denken. Geschickt und schnell verbindet er aufgrund von Assoziationen die verschiedensten Themenkreise, wobei ihm an detaillierten Analysen weniger gelegen ist, sondern mehr an der großen Gesamtschau, dem Einfangen und der Wiedergabe von Stimmungen sowie einem flüssigen Gedankenablauf. Dabei bewegt er sich auf ungewohnten Denkbahnen, findet eigenständige und kreative Ideen, Denkmodelle, etc. Seine Gedanken präsentiert er sprunghaft und umschreibend. Manches Mal ist er zu flüchtig, ungeduldig und leichtfertig, um Gedankengänge ganz zu durchdenken. An Details erinnert er sich am besten, wenn Sie im Zusammenhang mit einem bestimmten Muster stehen.
Der Schreiber bevorzugt eine Arbeit und Umgebung mit Abwechslung, er schätzt es, wenn er immer wieder neue Lösungen zu Problemen finden kann. Durch unflexible Strukturen, feste Abläufe, Vorschriften und fixe Pläne fühlt er sich eingeengt. Regeln oder Normen spielen weder in seinem Denken, noch in seinem Verhalten oder seiner Urteilsbildung eine ausschlaggebende Rolle. Er zieht es vor, die Dinge so lange wie möglich offen zu halten, Lösungen situativ und selbständig zu erarbeiten. Die in diesem Absatz erläuterten Fähigkeit kann er bei seiner schriftstellerischen Tätigkeit gut einbringen.
Seine Persönlichkeit ist sehr stark von einer inneren Unruhe geprägt, was sich daraus erklärt, dass er sich gegen innere und äußere Reize schlecht abgrenzen kann. Sich auf etwas zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen, fällt ihm schwer. Auf Außenstehende kann er den Eindruck eines Sich-treiben-Lassenden erwecken, der immer auf dem Sprung zu etwas ist und stets neue Ideen hat.
Der Umgang mit dem Schreiber gestaltet sich nicht ganz unkompliziert. Er scheint sich zwar teilweise anzupassen und tolerant zu sein, aber mehr aufgrund von Desinteresse. Seine Nonchalance sowie das Nicht-Fixieren bei Entscheidungen können im Umgang mit ihm sehr angenehm sein. In bezug auf gemeinsame Entscheidungen oder Projekte, bei denen Initiative unabhängig von persönlichen Vorlieben und Stimmungen gefragt ist, definitive Aussagen und das Beziehen eines festen Standpunkts notwendig wären, können diese Eigenschaften auch eine mühsame Seite haben. Seine eigenwilligen Vorstellungen, Überzeugungen sowie Darstellungswünsche können öfter etwas zu sehr in den Vordergrund rücken, was der Zusammenarbeit, Toleranz und Kompromissbereitschaft im Wege stehen kann. Dem Schreiber liegt zudem nicht sehr viel daran von seiner Umwelt verstanden zu werden. Darin zeigt sich ein gewisses Exklusivitätsgefühl: er nimmt sich die Freiheit, Dinge so zu gestalten und darzustellen, wie er sie für richtig hält ohne allzu sehr darauf zu achten, ob dies im Einklang mit seiner Umwelt steht. Sein wechselhaftes und schwer einschätzbares Verhalten erklärt sich dadurch, dass er häufigen Stimmungsschwankungen unterworfen ist. Hinzu kommen seine Vieldeutigkeit, Strohfeuernatur, sein Abwechslungsbedürfnis und eine daraus resultierende Unbeständigkeit – Eigenschaften, die einen Kontakt sowohl anstrengend und kompliziert als auch lebendig und vielseitig werden lassen können.

Zitate von Thomas Bernhard

Ich weiß, dass ich maßlos untertreibe, dass das so harmlos ist, was bei mir steht, nur wenn man’s noch mehr überzieht, glaubt einem ja gar kein Mensch mehr.

Um mich ausleben zu können, wie ich es will, bleibt mir nichts anderes übrig als das Alleinsein. Es ist eben so, dass mich Nähe tötet. Aber ich bin deshalb nicht zu bedauern. Jeder ist an allem selbst Schuld.

Und die sind völlig leer; die Leut’ haben ja eine völlige Leere, sie haben wirklich nur die Kinder und einen Beruf und sonst nichts, sonst gar nichts. Nicht einmal Phantasie, noch irgendein Interesse, noch irgendetwas. Reden lauter dummes Zeug daher, und ihre Kinder, die ja lieb und wunderbar sind, die werden genauso: unwichtige, scheußliche Erwachsene, blade und magere, aber blöde.

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